Verfahren der Probenaufbereitung

Wildtiere haben Parasiten. Das ist normal und ein gesundes Wildtier kommt i.d.R. mit „seinen“ Parasiten gut klar, das heißt, das Immunsystem hält den Befall in solchen Grenzen, dass das Wirtstier gut damit leben kann.

Zu Päpplern kommen allerdings ja keine gesunden Wildtiere, sondern kranke oder verletzte Tiere, die somit angeschlagen sind. Parasiten sind dann bereits ein Problem oder sie werden es aufgrund der gesundheitlichen Situation des Päpeltieres. Die Untersuchung auf Parasiten ist daher oft der Dreh- und Angelpunkt beim Päppeln.

Die parasitologische Untersuchung umfasst i.d.R. Kotuntersuchungen, bei Vögeln auch Kropfabstriche.

Für die parasitologische Untersuchung von Kot oder sonstigen Medien gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen zur Aufarbeitung der Proben:

Direktausstrich

Die einfachste Methode ist der Direktausstrich: Hierbei wird das zu untersuchende Medium (i.d.R. Kot oder Kropfabstrich etc.) direkt untersucht, also ohne weitere selektive Anreichung oder Aufarbeitung.

Man hat somit beim Mikroskopieren das gesamte Spektrum der Kotbestandteile vor sich. Je nach Konzentration (Menge) der Parasiten bzw. Parasitenprodukte (Eier, Larven…) muss man die vorliegenden Proben sehr genau untersuchen und das Auffinden/Erkennen der Parasitenbestandteile zwischen den sonstigen Kotbestandteilen kann insbesondere für das ungeübte Auge schwierig sein.

Dennoch ist der Direktausstrich mit etwas Übung eine gute und schnelle Methode der Kotuntersuchung. Dabei ist der Erfolg oder Nicht-Erfolg auch sehr stark durch die Auswahl der Kotbestandteile steuerbar, die man ausstreicht (Tipps zur Auswahl der Kotbestandteile beim Igel).

Zur Anleitung für den Direktausstrich =>

Selektive Anreicherungsverfahren

Parasiten-Nachweise erfolgen meist anhand der Produkte der Parasiten — also von Eiern oder Larven, die in den Kot abgegeben werden –, nicht durch direkten Nachweis der adulten (erwachsenen) Parasiten. Viele Parasiten produzieren jedoch nicht regelmäßig oder gleichbleibend stark, so dass es nicht jede Kotprobe gleich viel und/oder ausreichend viele Parasitenprodukte enthält, die man bei der Untersuchung finden könnte. Außerdem kann es je nach Kotbeschaffenheit schwierig sein, die Eier oder Larven zwischen den sonstigen Kotbestandteilen aus verdauter Nahrung zu identifizieren.

Um auch in geringerem Maß enthaltene Parasitenprodukte klarer darstellen zu können, nutzt man daher meist selektive Anreicherungsverfahren.

Wichtig: Anreicherungsverfahren funktionieren selektiv, d.h., sie reichern Probenbestandteile mit besonderen physikalischen oder biologischen Merkmalen an, während sie umgekehrt die Bestandteile, die nicht diese Eigenschaften haben, ausschließen!

Ganz praktisch ausgedrückt: Reichere ich beispielsweise selektiv „spezifisch leichte“ Eier an, entferne ich dadurch automatisch „spezifische schwere“ Eier aus meiner Probe. Enthält der Kot Eier solcher Eigenschaft, die ich per Selektionsverfahren ausschließe, kann ich eine Parasitierung durch solche Arten dann i.d.R. gar nicht feststellen!

Um auszuschließen, dass ich durch die selektive Anreicherung systematisch Parasitenarten übersehe, muss ich also meine gewählte selektive Anreicherung mit der jeweils komplementären Methode kombinieren. Nur dann kann ich sicher sein, keine Parasitosen zu übersehen.

Prinzipien

Die gängigsten Anreicherungsverfahren bei der Koproskopie (Kotuntersuchung) sind die Flotation, die Sedimentation sowie das Auswanderungsverfahren.

Flotation

Die Flotation ist ein Verfahren, um selektiv solche Kotbestandteile anzureichern, die ein geringes spezifisches Gewicht aufweisen und vergleichsweise (passiv!) mobil sind. Vereinfacht gesagt werden kleine und leichte Bestandteile der Proben herausgelöst.

Dazu wird die Probe/der Kot mit einer vergleichsweise dichten („schweren“) Lösung versetzt und eine Zeit lang stehen gelassen. Dabei steigen solche Bestandteile, die spezifisch „leichter“ sind als die Flotationslösung und zudem frei liegend und klein genug sind, um innerhalb der Flüssigkeit aufsteigen zu können, in der Flüssigkeit nach oben. Für die Unterschuchung wird dann nur ganz oben von der Flüssigkeit entnommen, wo sich diese leichten und kleinen Kotbestandteile angesammelt (angereichert) haben.

Zur Flotations-Anleitung =>

Sedimentation

Die Sedimentation ist sozusagen das gegenteilige Verfahren zur Flotation. Während die Flotation spezifisch leichte Probenbestandteile anreichert, konzentriert die Sedimentation selektiv passiv mobile, schwere Bestandteile auf.

Dazu wird die Probe mit Wasser versetzt und stehen gelassen, bis sich — nach mehreren Reinigungsschritten — die schwereren Bestandteile unten angesammelt haben. Mikrosopisch untersucht werden dann dieser Bodensatz.

Zum Sedimentationsverfahren =>

Auswanderungsverfahren

Ein weiteres Verfahren zur selektiven Anreicherung ist das Auswanderungsverfahren. Es dient dem Nachweis von noch biologisch aktiven Larven, wie beispielsweise den Larven des Lungenwurms.

Dabei macht man sich das Verhalten dieser Tiere/Larven zu eigen, einem wässrigen Gradienten zu folgen — sich also in Richtung Wasser aus dem Kot heraus zu bewegen. Wer schon einmal noch aktive Larven in einem Direktausstrich unter dem Mikroskop für eine Weile hat stehen lassen, wird evtl. bemerkt haben, dass sich nach einiger Zeit die Larven in großer Zahl außen in der Kotprobe, dicht an den Rändern des Deckgläschens befunden haben. Dieses Verhalten nutzt das Auswanderungsverfahren aus.

Dazu wird der zu untersuchende Kot in ein durchlässiges Säckchen/Sieb in Wasser (bzw. physiologische Kochsalzlösung) gehängt und dort für längere Zeit gelassen. In dieser Zeit wandern die Larven aus dem Kot heraus und in die wässrige Umgebung. Anschließend wird das Wasser/die Kochsalzlösung mikroskopiert.

Zum Auswanderungsverfahren =>

Literatur/Weblinks

Gute Übersichten über Koproskopische Verfahren finden sich hier:

https://www.mta-dialog.de/artikel/nachweis-intestinaler-wuermer-mittels-koproskopischer-untersuchungen.html

https://uni-giessen.de/fbz/fb10/institute_klinikum/institute/parasitologie/lehre/down/skript-parasitologische-untersuchungsmethoden-ws-2014-2015