Okulare und Objekttisch eines optischen Mikroskopes

Welches Mikroskop?

Wer päppelt, muss zwangsläufig immer wieder Proben seiner kranken Tiere untersuchen lassen. Das kostet nicht nur einiges an Geld, es bedeutet auch immer eine Zeitverzögerung, bis die Ursache der Erkrankung erkannt ist und die gezielte Behandlung beginnen kann — Zeit, die ein schwer krankes Tier oft nicht hat.

Daher kommt mit der Päppelei meist schon nach kurzer Zeit der Wunsch auf, die mikroskopischen Untersuchungen von Kot oder sonstigen Proben selbst vornehmen zu können.

Die erste Frage, die sich dann stellt, ist die nach einem geeigneten Mikroskop.

Mikroskope sind (im besten Fall) hochentwickelte optische Geräte. Entsprechend ist die Preisspanne am Markt sehr breit. Allerdings eignete sich nicht jedes Gerät für die Koproskopie (Kotuntersuchung). Wer wirklich auch etwas finden und identifizieren können möchte, sollte bei der Anschaffung seines Gerätes auf ein paar Eigenschaften achten. Diese möchte ich im folgenden ausführlich erklären.

Mikroskop-Typen

Klassische Mikroskope haben optische Objektive. Also Objektive mit Glaslinsen, durch die man hindurch direkt auf seine Proben schaut.

Alternativ dazu gibt es heute aber auch digitale Mikroskope. Bei letzteren kann man die Proben nicht mehr mit den eigenen Augen „scannen“, sondern dies übernimmt eine Kamera, die das Bild auf einen Bildschirm bringt. Man betrachtet somit einen Bildschirm und nicht die Probe selbst.

Welche dieser beiden Art für wen geeigneter ist, ist eine sehr individuelle Frage. Ich persönlich bevorzuge die „analoge“, optische Variante.

Optisches Mikroskop

Wer sich ein optisches Mikroskop für die Koproskopie anschaffen möchte, sollte auf Folgendes achten:

Die Prinzip-Basis: Durchlicht

Um Kot und vergleichbare Proben wie Kropfabstriche o.ä. zu untersuchen, wird ein Durchlicht-Mikroskop benötigt. Anders als Auflicht-Mikroskope wird bei Durchlicht-Mikroskopen die Probe durchleuchtet. Dabei ist die Lampe meist unten eingebaut*, so dass ihr Licht nach oben durch die Auslassung im Probentisch in die Objektive strahlt und von dort durch die Okulare zum Auge gelangt.

Die wichtigsten Elemente eines optischen Mikroskopes (Basis-Foto: ‚kropekk_pl‘ via Pixabay)

Binokular ist vorzuziehen

Es gibt Monokulare, Binokulare sowie Trinokulare. Der Unterschied liegt in der Anzahl der Okulare, also der optischen Linsen, durch die man in das Mikroskop hinein schaut.

Kotuntersuchungen sind sehr anstrengend. Kann man dabei — wie es bei Monokularen der Fall ist — mit nur einem Auge in das Mikroskop schauen, wird es noch einmal doppelt so anstrengend. Das hält man wirklich nicht lange durch und übersieht dann evtl. das entscheidende Parasitenprodukt in der Probe.

Eine echte 3D-Sicht bietet zwar auch ein „normales“ (Ein-Objektiv-)Binokular-Mikroskop nicht, denn dazu müssten beide Augen wie beim normalen Sehen leicht versetzte Bilder wahrnehmen können. Da das Mikroskop jedoch zwar zwei Okulare, aber nur EIN Objektiv hat, sehen beide Augen das identische Bild, es wird nur mittels Prisma auf beide Augen umgelenkt.

Doch ein Binoskop-Mikroskop kann einen „Pseudo-3D-Eindruck“ erzeugen, wie Anke Mo erklärt:

Bewegt man den Kopf über dem Okular, kann bei sehr dicken Proben ein Pseudo-3D-Eindruck aufgrund des wechselnden Blickwinkels entstehen, weil nähere Objekte sich vor ferneren Objekten verschieben. Das ist aber kein Feature eines Binokulars sondern tritt genauso bei einem Monokular auf, wir merken es nur weniger. Der Pseudo-3D-Eindruck verstärkt sich am Bino, wenn dieses nicht korrekt eingestellt ist (der Augenabstand nicht stimmt), weil man dann unbewusst hin und her wandert, statt den Kopf ruhig zu halten.

Ein echtes Stereomikroskop dagegen hat auch zwei Objektive pro Vergrößerung, die schräg stehen und damit für jedes Auge ein unterschiedliches Bild erzeugen — weil eben so wie sonst auch der Blickwinkel auf die Probe für linkes und rechtes Auge unterschiedlich ist. Daraus errechnet unser Gehirn einen echten Tiefeneindruck. Diese Geräte werden aber i.d.R. für Auflicht bei niedrigen Vergrößerungen verwendet. Leider sind je nach Marke etc. hierfür Begriffe wie Stereomikroskop, Stereolupe aber eben auch „Das Binokular“ als Substantiv gebräuchlich, was die Verwirrung leider fördert.

Anke Mo

Wegen der einfacheren Fokussierung, wenn nicht ein Auge wo ganz anders hinblickt ist für regelmäßige Untersuchungen dennoch dringend zu einem Binokular-Mikroskop zu raten.

Wer seine Proben gern fotografiert (was sehr hilfreich ist, um sich bei unklaren Befunden mit anderen austauschen zu können — z.B. hier), und dabei auf eine Okularkamera setzt, kann sich auch den Luxus eines Trinokular-Mikroskopes gönnen — wenn es der Geldbeutel mitmacht.

Das dritte Okular ist meist senkrecht über dem Lichtkanal angebracht und nimmt dann dauerhaft die Okularkamera auf. Dies erleichtert das Abfotografieren der Proben, da man während des normalen Mikroskopierens direkt ohne Umbau „nebenbei“ Fotos machen kann. Bei Binokular-Mikroskopen oder Mikroskopen mit nur einem einzigen Okular muss zum Fotografieren ein (bzw. das einzige) Okular herausgenommen und durch die Kamera ersetzt werden. Auch wenn das sehr einfach ist, den die Okulare sind lediglich lose eingesteckt und der Austausch erfolgt daher sehr einfach durch Herausnehmen des losen Okulars und Einstecken der Okularkamera an der Stelle — es ist doch etwas mühsam und hält auf.

Das Herz der Optik: die Objektive

Für die Untersuchungen von Kot auf Parasiten bzw. Parasitenprodukte wie Eier und/oder Larven sind folgende Objektivvergrößerungen üblich und sinnvoll: 4x, 10x und 40x. Der übliche Vergrößerungsfaktor der Okulare liegt bei 10fach oder 12fach. Es gibt auch Okulare stärkeren Vergrößerungsfaktoren wie 15x oder 20x, diese sind jedoch weniger üblich. Die Berechnung der Gesamtvergrößerung der Probe ergibt sich aus dem Produkt der Einzelvergrößerungen, also:

Faktor Objektiv * Faktor Okular = Gesamtvergrößerung

Bei 10fach (bzw. 12fach) vergrößernden Okularen und den genannten Objektiven 4x, 10x und 40x ergeben sich somit Gesamtvergrößerungen von 40fach (48fach), 100fach (120fach) und 400fach (480fach).

DIN Norm Gewinde und Fassungen

Achten sollte man darauf, ob die Objektive des Mikroskops DIN-Gewinde besitzen und die Okulare ebenfalls DIN-Größen. Nur so kann man notfalls ein kaputtes Objektiv oder Okular austauschen oder weitere Objektive ergänzen.

Angeordnet sind die Objektive in dem sogenannten Revolver, einer leicht drehbaren Einheit. So kann man während des Mikroskopierens durch einfaches Drehen des Revolvers die Vergrößerung wechseln. Wer ein gebrauchtes Mikroskop kauft, sollte darauf achten, dass sich der Objektivrevolver leicht drehen lässt, aber auch zuverässig einrastet!

Kreuztisch

Neben der Optik gibt es auch bei den Bedieneinheiten wichtige Punkte, die man beachten sollte. So ist es für die Untersuchungen unabdingbar, dass man die Proben unter dem Objektiv fein gesteuert „hindurchfahren“ fahren kann. Dazu dient der sogenannte „Kreuztisch“. Dies ist die Vorrichtung, die den Objektträger mit der Probe aufnimmt und per Rädchen in zwei Achsen bewegt werden kann.

So kann man die Probe während des Betrachtens gezielt von rechts nach links sowie auf und ab bewegen und so die gesamte Probe durchsuchen.

Einfache Mikroskope haben oft nur einen feststehenden Objekttisch, mit einem solchen ist eine sinnvolle Durchsuchung von Proben absolut nicht möglich!

Feste Lichtquelle

Wer als Kind ein Kindermikroskop hatte, erinnert sich an das Gefummle, um mit einem kleinen Spiegel Licht einzufangen und zum Objekttisch zu leiten. In der Geräteklasse, die für die parasitologischen Kotuntersuchungen notwendig sind, verbietet sich ein solcher Mechanismus.

Ein ordentliches Mikroskop sollte daher eine fest eingebaute Lichtquelle haben, bei der im übrigen die Lampe auch ohne größere „Baumaßnahmen“ ausgetauscht werden kann (und Ersatzlampen kein Vermögen kosten).

Kondensor/Blende

Generell müssen — um sehr kleine Strukturen optisch auflösen (sichtbar machen) zu können, die durch das Objekt hindurch tretenden Lichtstrahlen möglichst gleichgerichtet (gebündelt) werden. Bei ungebündelten Lichtstrahlen würden kleine Strukturen völlig verschwommen abgebildet werden.

Daher haben die Mikroskope einen Kondensor, der unterhalb* des Objekttisches angebracht ist. An dieser Stelle ist zudem meist auch noch eine Blende angebracht, mit der man die Lichtöffnung regulieren (öffnen oder schließen) kann.

Diese Blende ist ein wirklich wertvolles Hilfsmittel beim Mikroskopieren. Denn das Schließen der Blende erhöht Kontraste, während bei geöffneter Blende besonders viel Licht durch die Probe treten kann. Manche, vor allem stark durchscheinende Strukturen wie Lungenwurmlarven oder Kokzidien, lassen sich besser mit etwas zugezogener Blende erkennen, da sie durch den erhöhten Kontrast dann besser herausstechen.

Möchte man bei dickeren Strukturen ihr Inneres auflösen oder hat eine insgesamt etwas zu dicke Probe unter dem Mikroskop, ist man dagegen dankbar für mehr Licht dank komplett aufgezogener Blende.

Und bei längeren „Sitzungen“ am Mikroskop freuen sich zudem die Augen sehr über ein etwas abgesoftetes Licht, weshalb regelbare Lampen einen höheren Komfort bieten können.

Grob- und Feintrieb

Alle Mikroskope, die die bereits gelisteten Kriterien erfüllen, dürften einen zweigeteilten Trieb haben.

Der „Trieb“ ist das Rad, das den Abstand des Objekttisches zu den Objektiven verändert und damit die Schärfe des Bildes. Da man beim Mikroskopieren nicht nur seitlich durch seine Proben „fahren“ möchte, sondern oft auch die Probe von oben nach unten und vice versa „durchfährt“, ist es wichtig, die hierfür notwendigen sehr feinen Abstandveränderungen mittels eines Feintriebes vornehmen zu können.

Die Räder für den Grobtrieb (starke Höhenverstellung) und Feintrieb (sehr feine Verstellung des Abstandes) sind i.d.R. ineinander integriert.

Woher nehmen?

Nachdem die Eckdaten feststehen, stellt sich die Frage: Woher nehmen?

Ich persönlich habe ein Mikroskop von Motic über ebay-Kleinanzeigen schießen können und komme damit gut aus.

Überhaupt sind Kleinanzeigen generell eine gute Methode, nach „Schätzen“ zu suchen, insbesondere, wenn man Geduld hat. Allerdings sollte man sich die angebotenen Geräte unbedingt ansehen, bevor man kauft und nicht unbesehen zuschicken lassen.

Manchmal gibt es an den Unis auch Angebote, seltener von den Unis selbst, aber von (ehemaligen) Studenten beispielsweise. Also wenn Du in einer Uni-Stadt wohnst, kann es deshalb lohnen, mal an den Aushängen der einschlägigen Institute zu gucken. Alles von Zeiss ist natürlich super, da sind selbst alte Schätzchen meist genau das: Schätze von der Optik her (solange sie die Grundbedingungen erfüllen). Neben der Mechanik lohnt beim Gebrauchtkauf älterer Schätzchen ein Augenmerk auf die Lichtquelle — manch optisch einwandfreies Altgerät hat eine (zu) schwache Lichtquelle.

Eine Alternative sind professionelle Gebrauchtgeräte-Angebote, bei denen die Geräte vom Fachmann geprüft und überholt wurden.

Wer lieber neu kaufen möchte, findet beispielsweise von den Firmen Bresser oder auch Swift Geräte im Budget-Preissegment, die nach allem, was man so liest, anständig sein sollen. Im gehobeneren (Profi-)Bereich angesiedelt sind Geräte der Firmen Olympus, Zeiss, Leitz, Will, Hund, Krüss, Steindorff, Nikon.

*Es gibt auch umgekehrt konstruierte Mikroskope, diese spielen aber in höheren Preisklassen und stellen eher nicht den Standard in der Päpplerpraxis dar.