Flotationsverfahren „Hausfrauen-Art“

Text von Anne Pieplow

Da immer wieder die Frage aufkommt, versuche ich mich hier einfach mal an einer Erklärung, wie man Kotuntersuchungen mit dem Flotationsverfahren durchführen kann. Ist natürlich nicht wie in den Laboren oder Praxen, sondern die vereinfache Variante für die Durchführung im Privathaushalt.

Ich sammle den auffälligsten Kot in einem Kotröhrchen. Sollte noch nicht eingetrocknet sein (kann man für Sammelkot auch zwischendurch im Röhrchen in den Kühlschrank stellen). Röhrchen sollte etwa 1/4 bis 1/3 voll mit Kot sein, dann ist es am praktischsten.

Dann wenn’s los gehen soll, Röhrchen auf erschütterungsfreie Ebene stellen und bis ca. zur Hälfte mit gesättigter Kochsalzlösung auffüllen, die man selbst herstellen kann. Ordentlich mit Wattestäbchen verrühren. Dicke Kotklumpen zerdrücken und versuchen das sich alles so gut es geht auflöst und mit der Salzlösung vermischt. Nochmal mit Salzlösung auffüllen bis das Röhrchen fast voll ist und nochmal rühren. Grobe Bestandteile die oben schwimmen nehme ich dann noch mit dem Wattestäbchen ab. Dann mit einer Spritze gesättigte Kochsalzlösung vorsichtig auffüllen, bis sich eine kaum sichtbare Wölbung oben bildet. Also mit Oberflächenspannung. Da drauf lege ich das Deckgläschen. Wichtig: es muss auf dem Röhrchen aufliegen, darf nicht auf der Lösung „schwimmen“, aber muss mit ihr in Berührung kommen.

Dann für etwa 20 Minuten stehen lassen. In der Zeit steigen die Eier und Oozysten auf und haften sich von unten ans Deckgläschen. Nach dieser Zeit in einer ruhigen und schnellen Bewegung das Deckglas auf einen Objektträger auflegen. Ich halte den Objektträger ganz nah ans Röhrchen dafür. Es sollte nichts vom Deckglas abtropfen.

Dann wird untersucht. Erst 100fache Vergrößerung für einen Überblick und scharf stellen auf die Ebene wo die kleinsten Luftblasen („Schallplatten“) sind. Auf der Ebene suchst du dann weiter nach auffälligen Objekten. Oval oder rund. Klar abgegrenzt und mit einer „perfekten“ Struktur oder Membran (Hülle). Wenn mehrere davon da sind, sind sie in der selben Größe usw. Sowas ist dann potentiell interessant. Bei auffälligen Objekten wird 400fach vergrößert. Ausgefranstes oder Dinger ohne jegliche Füllung sind i.d.R. nichts.

Bewährt hat sich für die Untersuchung, das man in einer Ecke des Deckgläschens anfängt zu gucken und dann schlingenförmig hoch und runter bzw. nach links und rechts „durchrastert“.

Fertig.

Hintergrund

Per Nativuntersuchung eines Direktausstrichs wird mitunter nichts oder nicht so viel gefunden. Eier (von Würmern) oder Oozysten (von Kokzidien) finden sich i.d.R. besser bei Untersuchung per Flotation. So zumindest meine Erfahrung. Andere Krankheitserreger oder -Stadien wie z.B. Wurmlarven oder Trichomonaden findet man wieder in anderen Verfahren besser oder überhaupt.

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Hier eine ganz gute Videoanleitung von Tatjana Hofmann. ABER BITTE BEACHTEN:
1. NIEMALS ohne Handschuhe arbeiten (was Zoonosen ausrichten können, haben wir mit „Corona“ ja vor Augen).
2. NIEMALS ein Mikroskop am Objekttisch greifen/heben bitte.

Die Vorgehensweise mit Flotationsröhrchen sehr schön kompakt zeigt dieses Video von Dr. Derm:

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Eine — bzw. eher zwei — ganz ausführliche Anleitungen zur Anreicherung per Flotation hat auch die Universität Hannover in einem Video veröffentlicht: Hier wird zunächst die Flotation im Becherglas gezeigt, ab ca. Minute 3:27 auch die Flotation per Flotationsröhrchen. (Ein Dank für den Hinweis auf dieses Video geht an Daniela Fabricius).

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Wichtiger allgemeiner Hinweis zu Anreicherungsverfahren

Bei Anreicherungsverfahren ist wichtig, sie stets bewusst zu sein, dass man je nach genutzter Technik IMMER SELEKTIV anreichert. Das muss man unbedingt verstehen und sich immer wieder vor Augen führen.

Wenn man weiß, wonach man sucht, kann man sich die geeignete Methode hernehmen und somit das Gesuchte anreichern. Durch die verfahrensimminente Selektion werden jedoch immer andere Inhalte der Probe ausgeschlossen.

Konkret: Wenn ich selektiv Kotbestandteile anreichere, die aufschwimmen, sortiere ich solche Bestandteile in der Probe, die absinken, von meiner Aufbereitung aus. Diese ausgeschlossenen bzw. minimierten Bestandteile müssen daher immer parallel mit einer anderen Anreicherungs-Technik gesucht werden. Sonst sehe ich ja gar nicht, was evtl. pathologisches noch in der Kotprobe drin steckt… (Nicola Straub)